Weil wir Fahrräder lieben: Tipps und Tricks, Überleben in der Großstadt:
Wie Sie sich vor Diebstahl schützen:
Das Wichtigste:
Am Besten, Sie schließen das Fahrrad an einem festen Gegenstand an, denn auch das beste Schloß nützt nichts, wenn das Fahrrad weg getragen werden kann. In 10 Sekunden ist es in einem Auto verstaut und niemand fragt danach.
Dabei ist es wichtig, dass die festen Gegenstände auch ein wirkliches Hindernis darstellen, man also die Stange nicht aus dem Boden ziehen kann, der Baum nicht zu dünn ist (es wurden schon Bäume abgesägt), das Schloss nicht nur durch den Draht eines Zaunes, der sich leicht durchschneiden lässt, gefädelt wird und das Rad nicht an das Geländer der BVG angeschlossen wird. Vielleicht haben Sie sich schon einmal gewundert, dass die Rohre der Geländer manchmal lose auf dem Boden herum liegen. Diebe schrauben sie ab, um sie durch das Schloss zu fädeln.
Manche Leute wickeln das Schloss auch nur um einen Metallpoller, Straßenbegrenzungspflock oder um ein nach oben hin offenes Rohr. Dann kann das Rad hoch gehoben und weg getragen werden.
Unbedingt auch das Schloss durch Rahmen und Hinterrad fädeln. So ist das Rad auch dann gesichert, wenn der Gegenstand, an den es angeschlossen war, entfernt oder durchtrennt wurde. Außerdem ist das Hinterrad ein teures Teil. Schließt man nur den Rahmen an einen festen Gegenstand, kann es passieren, dass Diebe den Rahmen durchsägen, um an die Teile zu kommen.
Zusatz-Tipp:
So makaber es klingen mag, aber wenn Sie ganz sicher gehen wollen, schließen Sie Ihr Rad neben einem besser aussehenden und mit schwächerem Schloss gesicherten Rad ab.
Wenn Ihnen die Optik nicht so wichtig ist, helfen abschreckende Schnüre, Klebebänder etc. um den Rahmen herum gewickelt. Der Dieb denkt: „Das sieht aber komisch aus, wer weiß, ob da nicht der Rahmen beschädigt oder gebrochen ist, klau ich lieber ein anderes Rad.“ Oder: „Das kauft mir ja keiner ab.“
Auch Aufkleber wirken Wunder. Je mehr das Rad individualisiert ist, desto besser. Der Dieb hat keine Lust zu arbeiten und stundenlang Aufkleber abzufummeln. Er möchte schnell und unerkannt das Rad verkaufen/verwerten. Da nimmt er lieber ein Rad mit geringem Wiedererkennungswert. Deshalb sind auffällige Farben wie gelb, grün, violett und pink recht klausicher. Unsere lila Mieträder wurden nie geklaut.
Ich kenne einen Kunden, der hat sein Rad von den Felgen, über den Lenker bis hin zu Sattelstütze und Tretkubeln komplett grün angemalt. Alles, was silbern war, wurde mossgrün. Das sah zwar gewöhnungsbedürftig aus, aber er brauchte sich um sein Rad keine Sorgen zu machen. Nach vielen Jahren war es verbraucht und er kaufte sich bei uns ein neues gebrauchtes, hochwertiges Rad, um es sogleich wieder grün anzumalen. Das Rad fuhr er wieder jahrelang. Man kann sich aber auch künstlerisch betätigen und das Rad auffallend schön machen.
Zum Schloss:
Hilfreich gegen Diebstahl ist ein qualitativ hochwertiges Schloss. Man kann jedes Schloss knacken, wenn man sich lange genug ungestört daran zu schaffen machen kann. Auch einen Tresor kann man mit Maschinen öffnen. Es geht lediglich um den Aufwand.
Die weitaus meisten Fahrräder werden immer noch mit einem Bolzenschneider geklaut. Der ist billig, leicht zu verstecken, und zwickt viele No-Name- Schlösser schnell und lautlos durch.
Dagegen hilft ein hochwertiges Bügelschloss, oder eine sehr hochwertige, 10mm Panzerkette, mit hochwertigem Schließzylinder. Diese Schlösser kosten und wiegen natürlich etwas mehr, aber das ist die Sicherheit wert. So ab 69 Euro bekommt man ein vernünftiges Schloß. In Amsterdam haben sogar billigste „Schrott“-Räder oft zwei dicke Schlösser. Wollen wir hoffen, dass es in Berlin nie so weit kommt.
Versicherungen:
Es gibt viele verschiedene Versicherungen. Am Günstigsten sind die Hausrat-Versicherungen. Dabei ist das Kleingedruckte in den Versicherungsbedingungen wichtig. Nicht alle Versicherungen decken 24 Stunden am Tag ab und manche nur den Hauskeller. Und oft gibt es eine Versicherungsobergrenze, manchmal nur den Zeitwert/Wiederbeschaffungswert. Es lohnt sich also nachzufragen. Einige Versicherungen verlangen auch den Nachweis qualitativ hochwertiger Schlösser.
GPS-Sender:
Es gibt verschiedene GPS-Sender auf dem Markt. Damit kann man sein Rad manchmal orten. Doch erfordert das eine volle Batterie, schnelles Handeln und viel Glück. Und viele Geräte sind nicht ausgereift. Außerdem kennen professionelle Diebe deren Schwächen.
Fahrrad-Alarmanlagen:
Es gibt die eine oder andere elektronische Alarmanlage. Leider können Diebe diese mit einigen Tricks überlisten.
Guck ma, was macht denn der da?
Was soll man tun, wenn man jemanden sieht, der gerade ein Fahrradschloss knackt? Ist das gleich ein Dieb?
Die meisten Leute gucken komisch, aber gehen einfach weiter. Halt! Natürlich kann das jemand sein, der nur den Schlüssel zu seinem Schloss verloren hat, oder dessen Schlüssel abgebrochen ist.
Am Besten, man macht als erstes unauffällig ein Foto. Gibt es hinterher Probleme, hat man ein Beweismittel.
Dann können Sie höflich fragen, ob Sie helfen können. An der Reaktion lässt sich schon einiges ablesen.
Ist es ein abgebrühter Dieb, wird er allerdings lügen, ohne rot zu werden. Aber nichts hindert uns daran, denjenigen nach seinem Namen, seiner Adresse und Telefonnummer zu fragen. Die Daten kann man aufschreiben und die Telefonnummer anrufen, um zu überprüfen, ob es auch seine Nummer ist (wenn ja, klingelt sein Handy). Ein Dieb wird Ihnen nie seine Handy-Nr. geben! Man kann der Person erklären, dass man nur verhindern will, dass Räder geklaut werden, und im Gegenzug anbieten, ihr seine eigene Adresse und Telefonnummer zu geben.
Dann kann man die Person fragen: „Darf ich ein Foto machen, wie Sie das Schloss öffnen? Nur zur Sicherheit, denn Sie können viel erzählen, aber wenn hinterher der Eigentümer von dem Fahrrad kommt, kann ich der Polizei zeigen, wer sein Rad geklaut hat. Und wenn es Ihr Rad ist, haben Sie ja nichts zu befürchten.“ Wird die Person nervös und aggressiv, kann man immer noch Abstand nehmen und die Polizei rufen. Die kann sich ja dann darum kümmern. Soviel Zivilcourage sollten wir uns gönnen, denn soziale Kontrolle ist letztlich das einzige, was wirklich hilft.
Da ist ja mein Rad!
Was machen Sie, wenn Sie Ihr geklautes Rad innerhalb von 6 Monaten nach Diebstahl irgendwo angeschlossen wieder finden?
1. Das Rad sofort mit einem Schloss an einen festen Gegenstand anschließen. Kommt der Dieb oder Besitzer unverhofft zurück, kann er nicht einfach mit dem Rad weg fahren, und Sie müssen sich nicht mit ihm herum schlagen.
2. Besorgen Sie sich Werkzeug, einen Bolzenschneider oder ähnliches, oder nehmen Sie den Service eines Schlüsseldienstes in Anspruch, und erklären Sie Umstehenden, dass das Ihr Rad ist und Sie jetzt das fremde Schloss öffnen werden.
3. Nehmen Sie Ihr Rad wieder an sich. Wenn der Besitzer zurück kommt, muss er beweisen, dass es seines ist. Das kann er nicht. Selbst wenn er es auf dem Flohmarkt oder einem der Fahrradmärkte gekauft hat, nützt es ihm nichts, denn an Diebstahl kann man kein Eigentum erwerben. Macht er Probleme, rufen Sie sofort die Polizei. Deshalb tun Sie gut daran, Ihren Kaufvertrag und die Diebstahlmeldung aufzuheben.
4. Warum nicht gleich die Polizei rufen? Das bleibt Ihnen unbenommen und ist auf jeden Fall zu empfehlen, wenn der Diebstahl länger als 6 Monate her ist. Aber es kann erfahrungsgemäß sehr lange dauern, bis die Polizei kommt und noch viel länger, bis Sie Ihr Rad wieder bekommen. Außerdem laufen Sie Gefahr, dass der unrechtmäßige Besitzer mit Ihrem Rad auf und davon fährt.
Wie registrieren Sie Ihr Rad am Besten?
Am Besten, Sie lassen es vom ADFC oder der Polizei codieren. Die alte Rahmennummer im Rahmen ist leider nicht immer eindeutig und manchmal schwer zu lesen und nicht jeder Rahmen hat eine. Der ADFC codiert Ihr Rad gegen geringe Gebühr mit einem individuellen Code schnell und freundlich, auf Grund dessen die Polizei jederzeit das Rad wieder dem Eigentümer zuführen kann. Außerdem wird ein abschreckender Aufkleber angebracht. Fährt nun jemand anderes mit dem Rad, kann die Polizei das Rad beschlagnahmen, wenn sie den Verdacht hat, das Rad sei gestohlen. Dann darf es nur der Eigentümer wieder abholen. Manchmal weigert sich die Polizei, bestimmte Räder zu codieren, zum Beispiel Räder ohne Licht, deshalb ist man beim ADFC in der Regel besser aufgehoben.
Geben Sie beim Verkauf des Rades dem neuen Eigentümer einen Kaufvertrag mit Ihren Daten mit, damit er später beweisen kann, dass es sein Rad ist. Er kann dann einen neuen Code gravieren lassen.
Wie könnte man noch den Diebstahl von Fahrrädern effektiv verhindern? Wenn die Käufer sich beim Kauf einen Kaufvertrag mit den Daten des Verkäufers und des Fahrrades geben lassen, landen Mehrfachtäter irgendwann zwangsläufig im Visier der Ermittlungen. Wenn also die Nachfrage nach einem vermeintlichen Schnäppchen radikal nachläßt, und die Diebe ermittelt werden können, werden viele Diebe abgeschreckt, dann ist das fremde Fahrrad nicht mehr attraktiv. Es würde mich freuen, wenn Sie durch den Kauf bei seriösen Personen dazu beitragen, die Diebesrate zu senken. Vielen Dank.
Viel Glück